Welche Kaffeesorten gibt es?

Beim Kaffeekauf gibt es viele Faktoren, die Sie beachten sollten – von der Herkunft über die Aufbereitung und das Röstprofil bis zur Art der Zubereitung. Doch ein Aspekt, der häufig übersehen wird, ist die Kaffeesorte oder „Varietät“.

Welche Kaffeesorten gibt es?

Beim Kaffeekauf gibt es viele Faktoren, die Sie beachten sollten – von der Herkunft über die Aufbereitung und das Röstprofil bis zur Art der Zubereitung. Doch ein Aspekt, der häufig übersehen wird, ist die Kaffeesorte oder „Varietät“ – d. h. welcher Pflanzenart der Gattung Kaffee die Bohnen in der Systematik zugeordnet werden.

Alle Kaffeesorten weisen die typischen Eigenschaften der übergeordneten Gattung Kaffee auf, doch sie unterscheiden sich in physiologischer und geschmacklicher Hinsicht. Je mehr man jedoch ins etail geht, desto verwirrender wird es.

Darum finden Sie im Folgenden eine Erklärung der Begriffe, die man in der Regel im Zusammenhang mit Kaffeesorten hört, sowie Informationen zu den verschiedenen Sorten, die Sie üblicherweise im Supermarktregal vorfinden. Lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren.

Was bedeutet „Kaffeesorte“ bzw. „Varietät“?

Arabica, die häufigste Kaffeesorte, hat einen Anteil von 60 bis 70 % am weltweiten Kaffeeanbau. Bei den übrigen 30 bis 40 % handelt es sich in der Regel um Kaffee der Varietät Robusta.

Die Systematik kennt sowohl für Arabica als auch für Robusta wiederum Tausende von Unterarten. World Coffee Research, eine führende Forschungseinrichtung im Kaffeesektor, führt aktuell über 50 geprüfte Sorten in ihrem Katalog.

Bei einigen davon handelt es sich um Cultivare. Dies sind Pflanzenarten, die durch menschliches Eingreifen und gezielte Züchtung entstanden sind. Um als Cultivar zu gelten, muss eine Pflanzenart ihre unverwechselbaren und prägenden Merkmale bei kontinuierlichem Anbau beibehalten – d. h., sie muss über Generationen hinweg beständig sein und darf keine Ausnahme bilden.

Hybriden entstehen durch die Kreuzung zweier Pflanzen verschiedener Gattungen, Arten oder Cultivare. Kreuzung nennt man den Prozess der Hybridbildung – der gezielte Anbau von zwei Pflanzen zu dem Zweck, Nachkommen zu erzeugen, die die genetischen Eigenschaften beider Elternteile erben.

Künstliche Selektion bezeichnet eine natürlich vorkommende Pflanzenart, die durch spezielle Zucht- oder Klonprogramme verbreitet wird. Akzessionen oder Muster sind die zur Selektion ausgewählten Proben.

Mutationen treten auf, wenn sich die genetische Zusammensetzung einer Kaffeepflanze verändert. Sie bewirken, dass sich bestimmte Pflanzeneigenschaften verändern, z. B. größere Kirschen oder breitere Blätter.

Schließlich gibt es noch die so genannten „Heirloom“-Sorten: Dabei handelt es sich um natürlich vorkommende oder „wilde“ Pflanzenarten, die seit mehr als 50 bis 100 Jahren ohne menschliches Eingreifen in dieser Form vorkommen. Heirloom-Kaffeesorten sind besonders in Äthiopien verbreitet, das allgemein als Wiege des Kaffees gilt.

Typica und Bourbon: zwei wichtige Varietäten

Zwei der wichtigsten Varietäten in der modernen Arabica-Kaffeeproduktion sind Typica undBourbon. Beide haben ihren Ursprung in Äthiopien und wurden schließlich im Jemen angesiedelt. Von dort aus führt ihre Spur in alle Welt.

Studien deuten darauf hin, dass sowohl Typica- als auch Bourbon-ähnliche Pflanzen bereits in den späten 1600er Jahren in der indischen Region Mysore angesiedelt wurden. Doch man glaubt, dass sie getrennt wurden, als niederländische Kolonisten Kaffeesamen erst nach Indonesien und von dort aus nach Amsterdam brachten.

1706 wurde eine einzige Pflanze im Hortus Botanicus von Amsterdam angebaut: die erste offiziell belegte Typica-Pflanze. Typica verbreitete sich dann im Laufe des frühen 18. Jahrhunderts auf dem amerikanischen Kontinent und war über 200 Jahre lang die am weitesten verbreitete Kaffeepflanze in Zentralamerika.

Bourbon hingegen gelangte im frühen 18. Jahrhundert aus dem Jemen nach La Réunion (damals bekannt als Île Bourbon). Es bedurfte mehrerer Versuche, bis die Pflanze dort heimisch wurde. Anschließend beschränkte sich ihr Anbau für weitere 100 Jahre auf La Réunion.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts brachten französische Missionare Bourbon-Samen von La Réunion mit nach Afrika. Sie wurde auch in Südbrasilien angesiedelt (1860) und gelangte von dort bis nach Zentralamerika.

Die Abstammungsgeschichte von Bourbon und Typica ist lang und komplex, doch es gilt allgemein als erwiesen, dass beide Varietäten für den Großteil der modernen Kaffeeproduktion verantwortlich sind. Aber auch diese beiden alten Varietäten unterscheiden sich in wichtigen Aspekten.

Typica-Pflanzen sind etwa fünf Meter hoch und haben dünne Äste mit großen Blättern. Ihre Kirschen sind typischerweise groß und oval und ergeben einen süßen, reinen und facettenreichen Kaffee.

Typica-Bohnen sind in der Regel ertragsarm, aber hochwertig. Die Pflanzen sind allerdings anfällig für eine Reihe von Schädlingen und Krankheiten.

Bourbon, ebenfalls eine hochwachsende Pflanze, produziert kleinere Kirschen mit einem süßen, komplexen Geschmacksprofil. Sie ist etwas ertragreicher als die Typica-Pflanze.

Welche Arabica-Sorten kommen am häufigsten vor?

Da die meisten modernen Kaffeesorten auf Typica und Bourbon zurückgehen, sind aus ihnen im Laufe der Jahre natürlich viele andere Sorten und Cultivare hervorgegangen.

Zu den bekannten Sorten der Typica-Familie gehören:

● Maragogipe, eine natürliche Mutation von Typica, die erstmals 1870 in Brasilien entdeckt wurde. Sie ist für ihre großen Kirschen und Blätter bekannt, doch in der Regel nicht sehr ertragreich. Die Pflanze ist für ihr hochwertiges Tassenprofil bekannt, doch leider ist sie sehr anfällig für Pilze und Krankheiten.

● Kent, eine Typica-Selektion, ist nach der Kent Estate in Indien benannt, wo diese Sorte, die besonders resistent gegen Kaffeerost ist, gezüchtet wurde. Heute ist sie in Kenia weit verbreitet. Ihr Geschmacksprofil ist klar, rein und zitrusartig.

● Mundo Novo, eine natürliche Kreuzung zwischen Typica und Bourbon aus Brasilien, wurde erstmals im Jahre 1943 nachgewiesen. Ihre Kirschen brauchen länger, um zu reifen, aber die Erträge sind hoch und das Tassenprofil ist von hervorragender Qualität.

Zu den Untervarietäten von Bourbon zählen:

● Caturra, eine natürliche Mutation der Bourbon-Pflanze, die in Brasilien entdeckt wurde. Die Pflanze ist klein, was den Kaffeebauern die Arbeit erleichtert. Außerdem ist sie relativ ertragreich. Caturra hat typischerweise einen hohen Säuregehalt und einen milden Körper.

● Catimor, eine Kreuzung aus Caturra und Timor Hybrid (selbst eine Kreuzung aus Arabica und Robusta). Catimor-Pflanzen sind ebenfalls klein und sehr ertragreich. Auch sie sind hochresistent gegen Pilze und Krankheiten. Catimor-Bohnen haben im Allgemeinen einen geringen Säuregehalt und sind recht bitter, können aber bei sorgfältigem Anbau ein komplexes würziges Geschmacksprofil ausbilden.

Seltene und exklusive Kaffeesorten

Im Laufe der Jahre haben sich einige Kaffeesorten in der Kaffeebranche als Premiumsorten etabliert. Sie haben oft komplexe und einzigartige Geschmacksprofile und erzielen daher einen wesentlich höheren Preis als die meisten anderen Sorten.

Dazu gehören:

● Gesha (oder Geisha), ursprünglich eine äthiopische Heirloom-Pflanzenart, gelangte in den 1950er Jahren nach Mittel- und Südamerika, wo sie insbesondere in Panama angebaut wurde. Im Jahr 2005 wurde panamaischer Gesha-Kaffee im Rahmen der Auktion Best of Panama zum Rekordpreis versteigert. Nie wurde ein höherer Preis für Kaffeebohnen erzielt. Dieser hochwertige Kaffee hat einen blumigen und teeähnlichen Geschmack.

● Wush Wush ist eine Kaffeesorte aus Wushwush in Äthiopien, einer Region in der Nähe von Jimma und Sidamo. Die Herkunftsgeschichte von Wush Wush ähnelt der von Gesha. Heute wird die Pflanze in Kolumbien angebaut. Der Kaffee aus Wush Wush-Bohnen schmeckt fruchtig und blumig.

● SL34, eine Selektion von einem einzigen Baum, wurde in den 1930er Jahren in den Scott Laboratories (daher der Name SL) in Kenia angebaut. Die hohen SL34-Pflanzen liefern große Bohnen mit einem komplexen Säureprofil und einem reinen, süßen Finish.

● Pacamara, eine Kreuzung der Sorten Pacas und Maragogipe, wird hauptsächlich in El Salvador angebaut. Die Pflanze ist klein, bringt aber große, dicht wachsende Bohnen hervor. In hohen Lagen kann Pacamara komplexe blumige und zitrusartige Aromen entwickeln.

Viele Faktoren beeinflussen den Geschmack und das Tassenprofil eines Kaffees, doch die Sorte gehört zweifellos zu den wichtigsten.

Im Fall von Spezialitätenkaffee finden Sie die Kaffeesorte meistens auf der Verpackung. Schauen Sie daher beim nächsten Kaffeekauf auf das Etikett, achten Sie auf die Kaffeesorte und überlegen Sie, welches Tassenprofil sich daraus ergibt. Vielleicht finden Sie auf diese Weise ja Ihren neuen Lieblingskaffee.


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